Das andere Theater, 35. Jahrgang 2025


Das andere Theater, 35. Jahrgang 2025

Jüdisches Figurentheater im Lauf der Jahrhunderte
„Vom Schtetl bis zum Bosporus“ ist eine Spurensuche nach vergessenen jüdischen Puppenspielern, die in verschiedensten Ländern auf mehreren Kontinenten einen wichtigen Beitrag zur Unterhaltungskultur geleistet haben. Wie die „große Theaterbühne“ war das Figurentheater schon immer ein Spiegel der Zeit. Mit einem unvergleichlichen Hang zur Selbstironie thematisierten die jüdischen Spieler religiöse Tradition und Alltagsleben. Aus dem Schtetl nahmen sie diese Kunst mit in die Welt.

Als Teil des Aufblühens der jiddischen Kultur in New York brachte das von den Künstlern Zuni Maud und Yosl Cutler gegründete Modicut-Puppentheater Anfang des 20. Jahrhunderts Avantgarde, Tradition, Folklore, jüdischen Humor, Satire und kommunistische Ideen zusammen.
Außerhalb der jüdischen Welt durchdrangen die Wahrnehmung und das Verständnis von Juden die Populärkultur über Jahrhunderte hinweg . Zugleich förderte nichtjüdisches Puppenspiel mit seinen Figuren negative Haltungen und Stereotypen über Juden.
Das „Münchner Marionettentheater jüdischer Künstler“ hatte sich in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts einen Namen gemacht. Maria Luiko fertigte die Marionetten und Bühnenbilder an. Als Jüdin und Künstlerin war sie den Repressalien der Nationalsozialisten ausgesetzt und wurde 1941 deportiert und ermordet.
Das jüdische Figurentheater überdauerte die Verfolgung. Und so können in diesem Buch zahlreiche jüdische Puppenspieler der Gegenwart vorgestellt werden. Sie wiederbeleben alte Geschichten und interpretieren sie für das heutige Publikum neu. Vor allem aber werden Gegenwartsthemen genialisch auf die Puppenbühne gebracht. Von der Erforschung der Komplexität jüdischer Identität und der Auswirkungen historischer Ereignisse bis hin zu Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der Inklusion dient das Puppenspiel als Medium zur Förderung von Dialog, Empathie und Verständnis.
Das Buch enthält über 300 meist farbige Abbildungen.




Details
Verlegt bei Magic Puppets Edition, 2025
489 Seiten mit circa 300 Abbildungen und Zeichnungen, größtenteils in Farbe
Figurentheater aus Indien und benachbarten Regionen

Das Figurentheater aus Indien, Nepal, Sri Lanka und dem Iran hat sich in engstem Zusammenhang mit den religiösen Riten und Zeremonien sowie den mythologischen Überlieferungen dieser Länder entwickelt. Dieses Figurentheater zu erleben, ist daher zugleich eine Begegnung mit den Kulturlandschaften des Orients.
So ist im Figurentheater aus diesen Kulturkreisen nicht allein die Einheit der Künste lebendig – Dichtung, Tanz und Symbolik der Formen und Farben und der Musik -, sondern auch der Zusammenhang zwischen religiösem und sozialem Leben. Darüber hinaus bringen die Figuren Dinge zum Ausdruck, die ein Schauspieler nicht darzustellen vermag, denn seine Gegenwart wirkt als Filter, die den Traum verdunkelt. Das Figurentheater besitzt in der Tat im Gegensatz zum „großen Theater“ weitreichendere Möglichkeiten, das Unwirkliche, Traumhafte, Absurde, Phantastische und Metaphysische auszudrücken.
Die bunte Welt des orientalischen Figurentheaters öffnet geheime Schatzkammern, führt zu Göttern und Göttinnen, zu Prinzen und Prinzessinnen, Dämonen, Tänzerinnen und Spaßmachern. Man hat Lust, sich in dieser Welt zu verlieren, eine Welt, die uns aus dem alltäglichen Leben in eine Erzählwelt aus bezaubernden Geschichten und Mythen führt.
Verlegt bei Magic Puppets Edition, 2024
477 Seiten mit circa 400 Abbildungen und Zeichnungen, größtenteils in Farbe
Deutsche Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst

https://www.fidena.de/publish/viewfull.cfm?objectid=0f6a4021%5F9dd9%5F3aa8%5F38c40969321de80b
Das andere Theater 97, UMIMA Zentrum, 30. Jahrgang 2020


Afrika, dieser Kontinent mit einer Vielzahl von Ethnien, hat eine reiche und alte Tradition des Figurentheaters. Mit bewundernswerter Vitalität hat es alle Unterdrückung- und Zerstörungsversuche im Zuge der Islamisierung, Christianisierung und Kolonialisierung überdauert.
Das intensiv recherchierte und reich illustrierte Buch stellt das Figurenspiel auf dem afrikanischen Kontinent als einen bis heute lebendigen Teil des Alltags und der Gesellschaft vor. Zwei Aspekte vor allem machen das afrikanische Figurentheater extrem lebendig: Zum einen ist es die expressive Art der Aufführung in ihren unterschiedlichen Intentionen als Unterhaltung, Initiations- oder Totenritual oder zu anderen Zwecken, zum anderen die faszinierend vielfältige, kunstfertige und künstlerische Ausführung der Figuren und Masken, die bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts die europäische Kunst nachhaltig beeinflussten.
Afrika, dieser Kontinent, der heutzutage so oft im Gespräch ist, doch leider oft nur klischeehaft oder in krisenhaften oder tragischen Zusammenhängen, ist noch weitgehend der „dunkle Kontinent“ geblieben. Die Lektüre des Buches kann ein ganz neues und erweitertes Verständnis für die afrikanische Denkungsart eröffnen. Das afrikanischeFigurentheater spiegelt neben dem althergebrachten Rollenverständnis in der Gesellschaft auch den Aufbruch in die Moderne wieder. In der gegenwärtigen, häufig noch eurozentristisch geprägten Debatte — mit und um Afrika — kann dies sehr hilfreich sein. Ein umfangreiches Glossar rundet das Buch ab.
Das Buch richtet sich an Fachkundige, aber ebenso an alle Leser, die sich für das Figurentheater im Speziellen wie auch für afrikanische Traditionen und Bräuche interessieren. Die jahrelange Beschäftigung der Autorin mit dem afrikanischen Figurentheater kommt unter anderem in der eigenen Sammlung zum Ausdruck.
Ihr Sammlerherz schlägt in einem Puppen-Haus
Taunuszeitung, 24. Dezember 2019
Verlegt bei Magic Puppets Edition, 2019
497 Seiten mit circa 600 Abbildungen und Zeichnungen, größtenteils in Farbe
Erhältlich bei Wilfried Nold

Pinocchio, gehört zu den geheimnisvollsten und faszinierendsten Büchern des 19. Jahrhunderts in Italien. Der Roman der Kindheit, der in fast alle Sprachen der Welt übersetzt worden ist, hat wie kein anderes Buch Literaten, Pädagogen, Theater und Filmregisseure, Puppenspieler und bildende Künstler zu den unterschiedlichsten Bearbeitungen und Deutungen angeregt. Sicher machen die vielen Möglichkeiten der Interpretationen den Reiz und die Zeitlosigkeit der zauberhaften Geschichte aus. Der Journalist und Kaffeehaus- Bohèmien Carlo Collodi, der allen Ideologien skeptisch gegenüberstand, wollte mit Pinocchio jedoch nur eine Geschichte schreiben, die die Kinder nicht langweilen und ihnen vor allem gefallen sollte. Das weltberühmte Kinderbuch wurde erstmals 1881 als Fortsetzungsgeschichte in einer italienischen Kinderzeitschrift veröffentlicht.
Die Geschichte hatte in Italien einen so großen Erfolg, dass sie kurze Zeit später (1883) als Buch mit Illustrationen von Enrico Mazzanti erhältlich war. Mit seiner hölzernen Figur, die am Ende der Geschichte ein Menschenkind wird, hat Carlo Collodi eine der meist illustrierten. Figuren der Weltliteratur erschaffen. Die unvergängliche Faszination, die von Collodis Pinocchio- Roman ausgeht, liegt wohl in dem zeitlosen Thema begründet: dem der Metamorphose eines Kindes, seinen Weg vom Stück Holz zum zivilisierten Menschenwesen. Das Buch gibt uns auch Mut, über all die Anforderungen, die das Erwachsenwerden an uns stellt, das „ewige Kind“ in uns nicht zu verlieren. Ingrid Ramm-Bonwitt erzählt die Geschichte Carlo Collodis und seiner eigenwilligen Holzfigur, die zu den großen Klassikern der Kinderliteratur zählt. Über 150 großartige, meist farbige Pinocchio- Illustrationen vieler bekannter Künstler bereichern das Buch.




Pinocchio — naseweis, lustig, weltberhümt
popellum, n°10, 2011
Pinocchio — naseweis, lustig, weltberhümt
Das andere Theater, n°79, 2011
Verlegt bei Puppen und Masken, Wilfried Nold, 2011
175 Seiten mit zahlreichen farbigen und schwarz-weiß Abbildungen
Erhältlich bei Wilfried Nold